Danke, Wolfgang Borchert!

Leo,
aus
Santiago de Chile

Lieber Wolfgang,

jedes Jahr in diesen Tagen, vor dem 20. November, lese ich die letzten Aufzeichnungen aus Deinen Begegnungen und Gesprächen im Krankenhaus zu Basel. Dann gingst Du von uns, so irgendwie ohne Abschied, weil Du zu jener "Generation ohne Abschied" gehört hast. Und so wurde denn tatsächlich Dein Abschied, der sonst normalerweise so etwas Endgültiges zu haben scheint, zu Deinem Vermächtnis, immer bei uns zu bleiben. Danke, Wolfgang, für Dein Beispiel, für Deine Worte, für Deine Sprache, für Deine Botschaft, für Dein WORT.
Danke für dieses NEIN, das Du uns zu sprechen gelehrt hast...und welches nach zaghaftem Stottern nun doch wieder etwas deutlicher zu vernehmen ist in der Welt. Vielleicht können wir nach all dem Blutvergiessen ja doch noch einmal an das neue Leben glauben, an das fröhliche, grenzenlose, menschenwürdige Leben. Dann bringt Dein Leiden Frucht. Und über der von Dir so erschütternd beschriebenen totenstarren und eiskalten Erde des erbarmungslosen Krieges, erhebt sich die Sonne und spendet frühlingshafte Wärme!

Danke, Wolfgang, und ruhe in Frieden!

Leo